Saarlouis, 24. Mai 2022. Von der Verschuldung in die Überschuldung ist es manchmal nur ein kleiner Schritt und in Zeiten von rasant steigenden Preisen für Energie und Lebensmittel und großer Unsicherheit in der Wirtschaft ist dieser schnell getan - mit verheerenden Folgen. Darauf macht der Caritasverband Saar-Hochwald e.V. anlässlich der Aktionswoche der Schuldnerberatung (30.05. bis 03.06.2022) aufmerksam, und fordert ein Recht auf Schuldnerberatung für alle und einen Ausbau der Schuldner- und Insolvenzberatung.
Eine Krankheit, eine Periode der Kurzarbeit, eine heftige Nachzahlung beim Stromversorger: Vieles kann die eigene Finanzlage aus dem Gleichgewicht bringen. Das erlebten die Schuldnerberatungsstellen des Caritasverbandes sowohl in der akuten Phase Pandemie als auch jetzt vor dem Hintergrund steigender Preise. Plötzlich ist man dann nicht mehr bloß verschuldet, sondern überschuldet, und damit gefangen in einem Teufelskreis aus Forderungen, die nicht beglichen werden können, Stigmatisierung und Scham.
Wer sich Hilfe holt, hat bessere Chancen, aus der Überschuldung zu kommen. Dafür sind die Schuldner- und Insolvenzberatung da. Sie zeigen Wege auf, um die eigene finanzielle Situation zu stabilisieren und nachhaltig zu verbessern. Im Jahr 2021 hat der Caritasverband Saar-Hochwald e.V. in ca. 2000 Fällen beraten. Wie an vielen anderen Orten in Deutschland auch, werden aber die Wartelisten immer länger - derzeit dauert es bis zu 6 Monaten, um einen Termin zu erhalten. Hinzu kommt, dass nicht alle Menschen ein Recht auf eine kostenfreie Beratung haben - je nach den rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen.
Wenn man weiß, wie wichtig eine gute Beratung für die Überwindung der Überschuldung ist, leuchtet nicht ein, warum nicht alle, die in Schwierigkeit geraten, diese in Anspruch nehmen dürfen. Die Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatungsstellen fordert daher im Namen aller gemeinnützigen Schuldnerberatungsstellen in Deutschland ein Recht auf eine kostenfreie Beratung für alle und einen konsequenten Ausbau der Beratungsstellen, mit einer stabilen Finanzierung. Mit der passenden Hilfe können Existenzen gesichert werden.
Hintergrund / Mehr Informationen
Die Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatungsstellen der Verbände (AG SBV) veranstaltet die Aktionswoche. Die AG SBV vertritt etwa 1.400 gemeinnützige Schuldnerberatungsstellen in Deutschland, in Trägerschaft der Verbraucher- und Wohlfahrtsverbände oder der Kommunen bzw. als Mitglied in einem der Verbände (Deutscher Caritasverband, Diakonie Deutschland, Arbeiterwohlfahrt Bundesverband, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband, Deutsches Rotes Kreuz, Verbraucherzentralen). Im Gegensatz zu gewerblichen Anbietern ist die gemeinnützige soziale Schuldnerberatung für die überschuldeten Menschen kostenfrei. Die gemeinnützige Schuldnerberatung bundesweit uneinheitlich finanziert und chronisch unterfinanziert. Bereits vor der Corona-Krise konnten nur zehn bis 15 Prozent der überschuldeten Menschen beraten werden.